Via Fernsehen ist er zwar auch in vielen Berliner
Wohnzimmern präsent, doch Theater-Karriere hat Praetorius überwiegend außerhalb
Berlins gemacht, und das seit fast dreißig Jahren. Er hatte das Glück, sein
erstes Engagement in Bochum zu bekommen und jene aufregende Zeit mitzuerleben,
die als Zadek-Ära in die Theatergeschichte einging. In heute legendären Inszenierungen
trat er auf, wie dem „Hamlet“ von 1977: Da spielte er den Rosenkranz neben
Ulrich Wildgruber, Ilse Ritter, Eva Mattes und Rosel Zech.
Von da an kam eine Titelrolle nach der anderen. Schon ein
Jahr später spielte er selbst den Hamlet (Thalia Theater Hamburg), dann „König
Ödipus“ (Frankfurt a.M.; Regie jeweils Hans Neuenfels), „Don Carlos“ und den
Kasimir in Horváths „Kasimir und Karoline“, beides Inszenierungen von Peter
Palitzsch. Dieser Regisseur sollte für ihn sehr wichtig werden. Denn Praetorius
hat nicht nur immer wieder als Schauspieler mit dem prominenten Brecht-Schüler
gearbeitet, im 1999 hob dieser das erste Werk des Dramatikers Praetorius aus
der Taufe – „Alzheimer Roulette, eine Farce über die Frage: Was ist eine tote
Mutter wert?“. Ein zweites Stück, das Eifersuchtsdrama „Frauenfalle“ folgte;
drei Prosabände sind bereits im Suhrkamp-Verlag erschienen, der Horror-Roman „Der
Mann mit der Sichel“ wurde 2001 herausgebracht.
Vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg bis zum Zürcher
Schauspielhaus gibt es im deutschsprachigen Raum kaum ein großes Theater, an
dem Praetorius nicht engagiert war. In Berlin machte er Anfang der 80er Jahre
Station. Hier war er u. a. der Titelheld in Kurt Hübners „Tartuffe“-Inszenierung
an der Freien Volksbühne, der Mister Cronin in Brendan Behans „Richard Korkbein“
am Schiller-Theater, und der Valmont in den „Gefährlichen Liebschaften“. Am
Renaissance-Theater trat er 2000 in Alan Ayckbourns „Alles nur aus Liebe
(Things we do for love)“ (Regie: Felix Prader) auf.
(Stand: April 2000) |